Presseerklärung
Freies Theater fordert von Politik deutlichere Unterstützung
Der Fonds
Darstellende Künste, der von der
Kulturstiftung des Bundes mit einer Million Euro gefördert
wird, führte vom 23. bis 25. Januar 2006 erstmalig
ein bundesweit angelegtes Symposium zur Bestandsaufnahme sowie
der Weiterentwicklung der Förderstrukturen des professionellen
Freien Theaters in Deutschland durch. Daran beteiligten sich 150
hervorragende Künstlerinnen und Künstler aus allen Bundesländern,
Kulturpolitiker von Kommunen, Ländern und des Bundes, Vertreterinnen
und Vertreter von Stiftungen, anderen Förderinstitutionen
und Unternehmen, Mitglieder des Kuratoriums und Vorstands des Fonds
sowie Mitglieder des Ausschusses für Kultur und Medien des
Deutschen Bundestags.
In seinem Grußwort unterstrich Staatsminister
Bernd Neumann, wie wichtig und wie produktiv die Freie Theaterszene
ist. Er warnte
in diesem Zusammenhang davor, dass sich „eine unglückselige
Tendenz“ verstärkt, die in vielen
Städten die Balance zwischen den institutionell geförderten
Großeinrichtungen und den flexibel agierenden
Freien Gruppen gefährden würde: „Ich kann alle
kulturpolitisch Verantwortlichen nur eindringlich bitten, nicht
den Weg des scheinbar geringsten Widerstands zu gehen und mit den
auf
Projektbasis frei agierenden Künstlern letztlich denjenigen
ihre Existenzbedingungen zu entziehen, die mit ungeheurer Kraft, ästhetischer
Experimentierfreude vor allem aber enormer gesellschaftlicher Relevanz
unter oft denkbar schwierigen Umständen unseren kulturellen
Nährboden fruchtbar halten.“
Die Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz, Professor
Johanna Wanka, verdeutlichte, dass der Bereich des Freien Theaters
zu den sensibelsten Fördergebieten
im Kulturbereich gehört: „Erforderlich ist eine auf
klar definierten Qualitätsmerkmalen basierende flexible Förderung.
Dafür bieten sich sowohl Einzelprojekt-
als auch eine jahresweise Förderung an. Jedoch ist es gerade
für die Förderung
und Entwicklung einer agilen Freien Theaterszene notwendig aber
nicht ganz einfach, sich genügend
Spielräume zu sichern, um Innovationen und neue, viel versprechende
Projekte unterstützen
bzw. Anschubförderungen ermöglichen zu können.”
Der Vorsitzende des Kulturausschusses des Deutschen
Städtetages
und erster Bürgermeister von Görlitz, Ulf Großmann,
appellierte an seine Kolleginnen und Kollegen der Kommunalpolitik: „Es
geht nicht nur um finanzielle Zuwendungen. Vor allem kommt es auf
den politischen Willen an, trotz oder vielleicht auch gerade wegen
leerer kommunaler Kassen neue Modelle zu entwickeln und langfristige
Entwicklungskonzepte zu erarbeiten.“
In der Debatte zwischen allen Beteiligten des
Symposiums stellten die Künstlerinnen und Künstler fest, dass ihre außerordentlichen
Leistungen für die Gesellschaft nach wie vor in deutlichem
Missverhältnis zur unzureichenden Wahrnehmung und
Anerkennung aller politischen Ebenen stehen: „Das professionelle
Freie Theater ist in all seiner Vielfalt eine der tragenden Säulen
in der Theaterlandschaft Deutschlands. Deshalb fordern wir eine
gemeinsam entwickelte Perspektivplanung für das gesamte deutsche
Theater.“
Das Angebot der freischaffenden Künstlerinnen und Künstler,
ihre Erfahrungen konstruktiv in diesen notwendigen Prozess einzubringen,
nahmen die anwesenden Vertreter des Deutschen Städtetages,
der Kultusministerkonferenz, der Kulturstiftung des Bundes und
des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags
positiv auf. Es wurde ein substantieller Dialog vereinbart. Dringenden
Handlungsbedarf sehen die Künstlerinnen und Künstler
insbesondere in der Weiterentwicklung der Förderstrukturen,
in den arbeits- und den steuerrechtlichen Rahmenbedingungen und
hinsichtlich von Kooperationen zwischen Kommunen, Ländern
und Bund.
Ausdrücklich unterstützt das Symposium die Forderung
des Vorsitzenden des Ausschusses für Kultur und Medien des
Deutschen Bundestages, Hans-Joachim Otto, Kultur als Staatziel
im Grundgesetz festzuschreiben: „Dies wäre
ein enorm wichtiges politisches und rechtliches Signal, um die
Förderbedingungen
für die
Kultur in Deutschland dauerhaft zu sichern.”
Zum Abschluss des Symposiums dankte der Vorsitzende
des Fonds Darstellende Künste,
Jürgen Flügge, den Vertreterinnen und Vertretern
des professionellen Freien Theaters: „Wir wissen sehr genau,
dass Sie immer wieder auf der Suche nach dem Innovativem sind,
neue Kommunikationsformen für junges aber
auch Theater unerfahrenes Publikum entwickeln, neue Spielorte urbanisieren,
bundesweite Netzwerke aufbauen und seit Jahren unter großen
Entbehrungen einen beweglichen und qualitativ wie finanziell erfolgreichen
Theaterbetrieb praktizieren,
an dem sich so manches Stadt- oder Staatstheater ein Beispiel nehmen
kann.“
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